2
Okt
2014

Nord/Irland – meine Reise und Fragen zur Wassernutzung

„Hm. Ich kann an keinem Fleck sagen, dass ich hier bereits gewesen bin“, bemerke ich als ich nun 16 Jahre später, sogar in gleicher guter Gesellschaft, mit meiner Freundin Dublin (von Neuem) erkunde. Verrückt, so lang ists schon her. Damals war es meine erste Auslandsreise ohne Eltern.
Den ersten Tag haben wir in Dublin verbracht und die Sehenswürdigkeiten abgeklappert.
Darunter Dublin’s Haupt-Einkaufsstraße, die Grafton Street. Diese Fußgängerzone versprüht einen ganz besonderen Charme mit etlichen talentierten Straßenkünstlern alle paar Meter. Neben vielen derweil prominenten Musikern und Comedians, war Damien Rice Musiker in der Grafton Street. So auch Glen Hansard, den man aus dem Film Once kennt. Übrigens einer meiner Lieblingsfilme.

Am Ende der Straße einmal kurz einen Blick geworfen ins Stephen’s Green Shopping Center, mit mehreren detailreichen Ebenen im viktorianischen Stil. Im obersten Geschoss gibt es Kunst- und Antiquitätenhändler. Das ist meine Welt.

Für einen kleinen Spaziergang schlendern wir nebenan durch den St. Stephen’s Green Park. Auch sehr typisch für Dublin sind die bunten Hauseingänge. Wir besuchen ein Viertel mit den „Georgian Houses“, wo sich die bunten Türen aneinander reihen. Ich halte Ausschau nach meinen Lieblingsfarben. Granat-rot, petrol und treibholzeffekt-grün. Ich fühle mich ein wenig wie nach Australien versetzt. Die viktorianischen Geländer erinnern mich an schöne Veranden in Melbourne.

Weiter gehts zum 1592 gegründeten Trinity College und dessen alte Bibliothek, die zwischen 1712 und 1732 erbaut wurde und u.a. das „Book of Kells“ beherbergt. In der Nähe winken wir der Molly Malone-Statue zu und durchqueren das gemütliche Viertel Temple Bar mit dem gleichnamigen berühmten Pub. Das quirlige Nachtleben dort erleben wir nicht mehr. Am späten Abend gehts mit dem Zug gen Norden – ab nach Belfast, der neuen Wahlheimat meiner Freundin.

Die nächsten Tage verstreichen damit, die Nord- und Nordwest-Küste zu besuchen.
An der Spitze von Nordirland findet sich der sagenumwogene „Giant’s Causeway“ in der Nähe der Ortschaft Bushmills. Es ist ein abrupter Übergang, wenn man über den Steinstrand klettert und plötzlich die vier bis achteckigen Basaltsäulen betritt, die stufenartig senkrecht empor ragen. Skurriler Anblick. Das Fleckchen Erde mit den 40.000 gleichmäßigen Säulen gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Ein Spielplatz, um von Stein zu Stein zu hüpfen. Natürlich habe ich auch hier nach Treibholz gesucht. Von dort aus führt noch ein kurzer Wanderweg die Steilküste entlang.
Zurück Richtung Belfast sind wir nun wenige Minuten zu spät, um noch über die schmale „Carrick-a-Rede“-Hängebrücke gehen zu dürfen. Die Brücke verbindet das Festland mit einer unbewohnten Insel, wo ursprünglich schon vor 350 Jahren eine Brücke von Fischern für ihren Lachs-Fang errichtet wurde. Von hier aus können wir bis nach Schottland schauen. Wir haben leicht Nieselregel und Sonnenschein. Das Licht wirkt angenehm warm und ein doppelter Regenbogen leuchtet mit seinen Farben.

Für die nächsten Tage an der Westküste ist unsere Homebase in Kinlough. Von dort aus starten wir unseren Tagestrip in die Region Donegal nach Slieve League, den zweithöchsten Klippen (601 m) in Europa. Beim Essen im Pub schauen wir uns ein wichtiges Hurling-Spiel an. Hurling wird hauptsächlich in Irland gespielt und es ist ganz lustig im Pub voller Sportbegeisteter mitzufiebern.

Die Gegend scheint ein kleines Surf-Mekka zu sein. In Bundoran sind ein paar Shops zu finden und trotz frischer Temperaturen sehen wir dort, und nicht weit entfernt in Rossnowlagh und Muckross Head, beim Strandspaziergang einige Surfer im Wasser. Kiter habe ich keine gesehen, aber ich war offen gesagt auch nicht scharf drauf selber ins Wasser zu gehen.

Für die kleine Irlandrunde fahren wir auch zum nördlichsten Punkt der Insel, nach Malin Head. Angelockt von einem Strand, wo man Halbedelsteine wie Karneol und Achat finden kann. Yeah, Schatzsuche!

Doch bevor wir dort ankommen, machen wir einen kurzen Zwischenstopp im Café von Buncrana.

Frisch gestärkt gehen wir zurück zum Auto und…. nanu? Was ist denn hier los? Innerhalb der kurzen Zeit hat sich um unser Auto eine Menschenmasse versammelt. Und direkt an unserem Auto sind auf einmal Lautsprecher aufgebaut und ein Mann spricht am Mikro. Wie sich jetzt herausstellt, findet hier gerade eine Demo gegen „water charges“ statt. Man kann auch sagen eine Partei betreibt Wahlkampf gegen die Erhebung von Gebühren auf Wasser und die Einwohner sind ebenfalls zum Protest gekommen. Die Gebühren sollen eine Sparmaßnahme sein, zu denen sich die irische Regierung im Gegenzug für die internationale Finanzhilfe verpflichtet hat. Ein Durchschnittshaushalt wird dann 200 – 400 € im Jahr für Wasser abdrücken müssen.

Denn zur Zeit ist es in Irland- und Nordirland so, dass jeder Haushalt seit 1997 kostenlos Trinkwasser bezieht. Bisher wird es durch die Steuern finanziert.

Wasser

„Die Bürger einer Stadt können verlangen,
dass die Brunnen laufen und das Wasser genug da sei;
aber woher es zu nehmen,
das ist des Rohrmeisters Sache.“
(J. W. von Goethe)

Ich finde das Zitat passt gut an dieser Stelle. Zumal eine nicht unerhebliche Summe der Steuergelder, von rund einer Milliarde, in die Versorgungsstruktur und Wartung alter Leitungen fließt. Auch gibt es eine nicht geklärte Abwasserproblematik.

Ohne zu politisch werden zu wollen, stelle ich hier einfach mal ein paar Fragen in den Raum: Ist es ok, auf natürliche Ressourcen, wie in Irland das Wasser, was dort reichlich vorhanden ist, Gebühren zu erheben? In welchem Verhältnis können Steuergelder dafür aufkommen? Wie selbstverständlich ist es, Wasser zu haben? Wie bewusst geht man überhaupt mit dem eigenen Wasserverbrauch um? Wie bewusst, wenn es kostenlos ist? Wie steht es um Gebühren, ab einem maximalen Wasserverbrauch X?

Ich bin gespannt, wie die Entscheidung ausfällt.

Malin Head ist die letzte Station unserer Tour. Von Greencastle setzen wir mit der Fähre nach Magilligan über und genießen noch ein wenig Seeluft bei der nur 15-minütigen Überfahrt. Nun ist es schon dunkel und wir fahren den kürzesten Weg zurück nach Belfast.

Hier einmal ein Kartenausschnitt mit unserer Route und den genannten Stationen im Überblick:

Irland_Abschnitt

Welches Highlight hoch im Norden habe ich ausgelassen?

Meinen zweiten Irland-Artikel mit einer interessanten und vor allem positiven Tatsache findest Du hier!

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2 Kommentare

  1. Lydia

    Hallo Andrea,
    dein Beitrag gefällt mir gut, vor allem da du viele Orte beschrieben hast, in denen ich in Irland noch nicht war. Vergangenes Jahr hab ich während eines Auslandssemesters 4 Monate in Irland verbracht.
    Dabei habe ich durch die Europawahlen verstärkt das Thema Wasser und Gebühren. Ja das echt nen heikles Thema. Wasser gibts dort wirklich genug. Aber das Trinkwasser ist so ne Sache. Durch die vielen schlechten Wasserleitungen und defekten Rohren kommen gerade mal 60% des Trinkwassers in den Häusern an.
    Zwar war Irland lange wirtschaftlich weit vorn, aber während des Celtic Tiger hat sich keiner um die Wasserleitungen gekümmert, und seit der Bankenkrise gibts kein Geld mehr.
    Ich finde es faszinierend, dass die Iren, so gebeutelt sie durch die Politik auch sind, immer noch so freundlich und offen sind. Das vermisse ich hier in Deutschland oft.

    LG
    Lydia

    1. Hejhej Lydia,
      danke für deinen Kommentar und deine wertvolle Ergänzung zu dem Beitrag. Das hohe Ausmaß der defekten Rohre war mir auch noch nicht bekannt. 60% ist richtig richtig viel! Undenkbar, was das für einen Rattenschwanz mit sich zieht. Allein die Kosten für die Wasseraufbereitung, die letztendlich durch Lecks in den Rohren wieder im Erdboden versickern =/
      Deinen Eindruck von den Iren kann ich auch bestätigen. Mich hatte es 2009, zur Zeit der Wirtschaftskrise, nach Australien verschlagen, wo ich auch viele Iren kennengelernt habe. Da war auch jemand aus Belfast dabei, doch den konnte ich oft trotz 4 Wiederholungen leider nicht immer verstehen. Dem Dialekt war ich noch nicht gewachsen ;) Deren Motto war „ob wir jetzt in Australien sind, arbeiten und reisen, oder ob wir in Irland und arbeitslos sind…“ Sie haben das Beste draus gemacht! :) Nach meiner Heimkehr war Deutschland bezüglich der Freundlichkeit auch ein „Kulturschock“. Nun aber ein paar Jahre später, vllt wieder vernebelt, fällt mir das nicht mehr auf….

      Liebe Grüße
      Andrea

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