Wie eine Flaschenpost die Welt verbindet
Erinnerst Du Dich an das erste Juli-Wochenende? Dieses hammerheiße Wochenende, wo sich Hamburger mal nicht über das Wetter beschweren konnten und wir DIE Hitze schlechthin hatten? Bei so einem Wetterchen fährt man zur See. Kitesurfen und sich erfrischen! Denkste!
An dem Wochenende bot sich mir ein völlig anderes Programm… und das kam so:
Anfang der Woche chatte ich mit Peter. Peter schreibt selbst auch einen Blog – über Flaschenposten. Wir kennen uns quasi dank unserer themenverwandten Blogs. Durch die Dinge, die so auf dem Meer rumtreiben und eine Leidenschaft entfachen. Wir kommen ins Gespräch. Digital natürlich. Er berichtet mir von seinen Wochenendplänen. Und diese ziehen mich auch direkt in den Bann, dass ich daran teilhaben möchte. Ich denke, es ist ein wenig dreist zu fragen, aber erfreulicherweise hat Peter dann die nächsten Tage organisiert und mich mit eingeplant. Ich freue mich!
Das Wochenende steht vor der Tür.
Für Freitag am späten Nachmittag habe ich einen Auftrag. Ich hole Peter’s Verabredung vom Bahnhof ab. Und zwar Clint, ein weiterer Blogger über Flaschenposten. Er kommt aus Salt Lake City, Utah. Doch Hamburg ist schon die zweite Station seiner Reise. Sein Zug kommt aus Düsseldorf. Dort hat er eine Dame getroffen, die vor 11 Jahren eine Flaschenpost auf den Weg gebracht hat, die er gefunden hat. Seine 3-wöchige Reise durch Deutschland, Frankreich und England ist voll und ganz den Flaschenposten gewidmet. So kommt Peter für ein gemeinsames Treffen unter Gleichgesinnten ins Spiel. Peter und Clint sind „Experten“ auf ihrem Gebiet und dürfen sich schon über die ein oder andere Berichterstattung in den Medien freuen. Doch die Beiden unterscheiden sich. Peter ist Flaschenpost-Sender, Clint ist Flaschenpost-Empfänger, bzw. Sucher, der seine Urlaube am Strand wirklich damit verbringt, Flaschenposten zu suchen. Gefunden wurden bisher seit 2007 in 8 Urlauben über 80 Buddelbriefe. Das bringt ihn zum zweiten Hobby. Die Dedektiv-Arbeit dahinter: halb zersetzte Papiere zusammensetzen und die Absender ausfindig machen. So skurril! Aber ist das nicht auch unglaublich schön und spannend???!
Das Treffen
Ich warte am Bahnhof. Der Zug hat Verspätung. Da Clint und ich selber noch keinen Kontakt hatten, habe ich Peter vorgeschlagen Clint zu impfen, dass ich ihn, als Erkennungszeichen, mit einer Flaschenpost in der Hand abhole. Kam meine Idee ein wenig vorschnell? Muss ich mir deppert vorkommen? Egal. Dem ist dann so. Da steh nun ich mit der Flaschenpost. Und es hat geklappt. Wir haben uns gefunden. haha :D
Clint freut sich über die schöne Flaschenpost, die, so wie es sich gehört, aus Glas, mit selbst geschöpftem Büttenpapier und mit Kork verschlossen ist. Nicht aus Plastik, so wie etliche, die er mittlerweile findet.
Ich führe ihn die ersten Schritte durch Hamburg und leite ihn zu seiner Unterkunft. Ich bin noch verabredet, aber er hat Lust, ohne langes Verschnaufen von der Reise, mit ein paar Freunden die Altonale (Hamburger Stadtteilfest) zu besuchen.
Das Programm beginnt
Am nächsten Tag sind wir alle um 10 Uhr mit Peter an Clint’s Unterkunft verabredet. Zugegebenermaßen noch ein wenig schläfrig. Peter’s ausführlichen Beitrag dazu liest Du übrigens hier auf seinem Blog. Clint’s Beitrag gibt es auch noch dazu, wo ich mich schon allein über seine Zeichnungen freue.
Da sind sie nun. Die drei Verbündeten. Zwei neue Internetbekanntschaften auf einen Schlag. In echt natürlich. Premiere für Peter.
Unsere erste Station nach dem Frühstück ist der Tag der offenen Tür des BSH. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie beherbergt das Flaschenpostarchiv in deren Bibliothek. Eine Sammlung historischer und wissenschaftlicher Aufzeichnungen. Es gibt eine persönliche Führung inklusive.
Das älteste Dokument aus dem Jahre 1864 stammt von Neumayer, dem Begründer der „Flaschenpost-Forschung“.
Auch zu sehen, alte Atlanten aus dem 16. Jahrhundert mit Meerjungfrauen und Seeungeheuern.
Unsere zweite Station gehört ebenfalls zum BSH. Die Besichtigung des Küstenforschungsschiffes „Wega“. Peter’s Familie ist mit von der Partie. Dank seiner Tochter, einer angehenden Chemielaborantin des BSH, gibt es noch tiefere Einblicke.
Unsere dritte und letzte Station ist das Maritime Museum. Für die beiden Flaschenpost-Blogger wohl das Highlight des Tages, da hier die älteste Flaschenpost der Welt ausgestellt ist. „Älteste“ gemessen an der Dauer der Seereise bis zum Fund. Sie ist von 1913 und nach 101 Jahren einem Fischer namens Fischer ins Netz gegangen. Ich kenne sie auch schon aus einer kleinen Doku und bin gespannt sie zu sehen. Auch hier: Führung inklusive.
Im Museum begegnen mir folgende Zeilen, die mich berühren:
„Den Ozean verstehen
heißt die Zukunft gestalten“
Bevor sich unsere Wege wieder trennen, hat Peter noch etwas für uns vorbereitet. Eine gemeinsame Flaschenpost versenden. Diese soll dann per Schiff den Hafen verlassen und von Deck geworfen werden. Auch von dieser Aktion gibt es einen Beitrag. Vollkommen stilecht wird das Schreiben, Einrollen und Zusammenstecken der Flaschenpost förmlich zelebriert.
Ein fettes Danke an Peter für die Orga und spannenden Kontakte!
Auf dass unsere Flaschenpost zu den 10% gehört, die gefunden werden.
Auf dass Flaschenposten noch mehr Sender, Empfänger und tolle Geschichten zusammenführen werden!
Zu guter Letzt werfe ich nun auch noch meine Flaschenpost auf die Reise: Ahoi!
Hallo Andrea,
der Artikel ist ja mega inspirierend ! Jemand der am Strand nach Flaschenpost sucht und die Absender ausfindig macht und seinen Urlaub danach ausrichtet, Flaschenpost-Sender zu besuchen. Total cool. I like it ! Was für eine schöne Idee, dann beim Treffen eine gemeinsame Flaschenpost zu versenden ;-)
Hej Annika,
ja, nicht wahr?! Und mein Highlight nun im Nachhinein: keinen Monat nach meinem Blogbeitrag und den tollen Begegnungen zu dem Thema, finde ich gestern mit zwei Freundinnen selbst meine erste Flaschenpost!!! Und als wäre das nicht schon toll genug, kam eine Zweite sogar noch dazu. Dazu aber mehr die Tage! =) Jedenfalls war das ein ganz tolles Geschenk für den Tag! Ganz liebe Grüße! Andrea