6
Okt
2020
Öko-Waschmittel aus Kastanien selbst herstellen nach Anleitung

DIY: Öko-Waschmittel selber machen – Kastanie vs. indische Waschnuss

Wäsche waschen, saisonal und regional: Ein ökologisches Waschmittel-DIY für den Herbst, das wirklich funktioniert! Zumindest für normale und sanfte Waschgänge. Die Rede ist von selbstgemachtem Waschmittel aus Kastanien, für weiße oder bunte Kleidung. Die Vorbereitung dauert lediglich 5 Minuten, plus einen kleinen Herbstspaziergang. Und das Ergebnis ist super umweltverträglich, nachhaltig und unschlagbar günstig. Hier zeigen wir Dir, wie es geht und ziehen außerdem einen Nachhaltigkeitsvergleich zu den indischen Waschnüssen, die aktuell ebenfalls als beliebte, nachhaltige Alternative verwendet werden.

DIY-Anleitung: So machst Du Dein eigenes ökologisches Waschmittel aus Kastanien

Alles, was Du für die Herstellung Deines eigenen Waschmittels aus Kastanien benötigst, sind pro Waschgang etwa

  • 10 bis 12 Rosskastanien
  • ein Einmachglas und
  • etwas Leitungswasser.

Vorbereitung und Zutaten für Waschmittel aus Kastanien
Und los geht’s mit dem Waschmittel aus Kastanien:

1. Am Tag bevor Du Deine Wäsche mit Kastanien-Waschmittel waschen möchtet, solltest Du abends zwei Hände voll Kastanien (etwa zehn bis zwölf Stück) abwaschen, mit einem Messer aufschneiden und alle Hälften von innen einritzen.

Kastanien schneiden für Waschmittel aus Kastanien

geschnittene Kastanien im Einmachglas für Waschmittel aus Kastanien

2. Gib dann die Kastanien in ein altes Marmeladenglas oder Einmachglas, fülle es mit Leitungswasser auf und stelle es für etwa 8-15 Stunden in den Kühlschrank.

Waschmittel aus Kastanien

3. Während dieser Ruhezeit bildet sich aus dem Leitungswasser eine milchige Flüssigkeit, in der sich die reinigenden Substanzen der Kastanie lösen. Öffne danach das Einmachglas, entferne die Kastanienstücke und gib die milchige Flüssigkeit (durch ein Sieb) anstelle des Waschmittels in das Fach der Waschmaschine.

milchige Flüssigkeit der Kastanien als Waschmittel

4. Für einen eigenen, frischen Duft, kannst Du zwei bis drei Tropfen ätherisches Öl Deiner Wahl mit in das Fach hinzugeben (zum Beispiel Lavendel, Rose oder Orange). Dann startest Du ganz normal den Waschgang. ;)

Flüssigkeit der Kastanien als Waschmittel

Tief sitzenden Schmutz, wie beispielsweise färbende Schlamm- und Lebensmittelflecke kann das Kastanienwaschmittel zwar nicht reinigen, für feine Wäsche und die normale Alltagswäsche eignet es sich jedoch ganz wunderbar. Die in der Kastanie sitzenden Saponine lösen Schmutz und Fett. Und auch für Wolle ist die schonende Kastanienalternative ideal.

Wichtig: Das Waschmittel sollte pro Waschgang immer frisch zubereitet werden, da es sich über die 15 Stunden hinaus nicht lange im Kühlschrank hält. Die Kastanien selbst könnt ihr aber natürlich auf Vorrat sammeln und – zumindest ab der Herbstzeit und solange euer Vorrat reicht – regelmäßig zu Waschmittel verarbeiten.

Wenn Du Dir direkt einen Vorrat anlegen möchtest, schneide die Kastanien vor dem Hartwerden und lasse die Stücke gut trocknen oder verarbeite die Kastanien zu einem Mehl. Schimmelbildung kann sonst die Folge sein.

Extra-Tipp: Für weiße und sehr helle Wäsche solltest Du die Kastanien vor dem Einweichen schälen, um Verfärbungen vorzubeugen.

Viel Spaß beim Ausprobieren! =)

 

Und wie sieht es aus mit der indischen Waschnuss…?

Als Alternative zum herkömmlichen Waschmittel, liegen seit einiger Zeit die ökologisch verträglicheren Waschnüsse im Trend. Mittlerweile erhältlich in regulären Drogeriemärkten, liegen die Waschnüsse preislich meist zwischen 9,- und 15,- Euro pro Kilo. Dabei reicht 1kg der Waschnüsse für etwa 90 bis 130 Waschgänge.

 

Argumente FÜR die Waschnuss

Waschnüsse sind die natürlichen Früchte der überwiegend in Indien und Nepal vorkommenden Seifenbäume und sind damit ein nachwachsender Rohstoff. Im Vergleich zu den klassischen chemischen Tenside-Waschmitteln reinigen sie besonders umwelt- und faserschonend, zumal sie auch zumeist unbehandelt verkauft werden.

Wie allerdings häufig bei importierten nachhaltigen Produkten, ist es sinnvoll, die ganze Produktionskette in Betracht zu ziehen, um für sich selbst abzuwägen, wie lohnenswert beziehungsweise vertretbar der Kauf eigentlich ist.

Herbstspaziergang für Waschmittel aus Kastanien

Argumente GEGEN die indische Waschnuss

Der aktuelle Boom der asiatischen Waschnuss in europäischen Ländern beeinträchtigt die Preise für die lokale Bevölkerung vor Ort. Steigende Preise führen dazu, dass sich die eigene Bevölkerung in Indien und Nepal die Waschnüsse nicht mehr leistet und – wohl auch der Einfachheit halber – selbst immer häufiger auf chemische Waschmittel zurückgreift*.

Dadurch, dass aber die Aufbereitung belasteten Abwassers in asiatischen Ländern immer noch wenig strukturiert und reguliert verläuft**, wird – global gesehen – die Beeinträchtigung für Umwelt und Gesundheit eigentlich eher verschoben beziehungsweise sogar intensiviert.

Zudem wirkt sich der plötzliche Waschnuss-Boom in Europa auch auf den Seifenbaum als Ressource selbst aus. Er muss wie alle natürlichen Rohstoffe nachwachsen. Nicht zuletzt spielt auch der Transportweg nach Europa eine Rolle für die Umweltverträglichkeit. Egal von welchen Produkten wir ausgehen bedeutet der Transport – per Schiff wie auch per Überlandtransport – meist per sé eine zusätzliche Umweltbelastung.

Fazit zum Thema selbstgemachtes Waschmittel

Global gesehen, wäre es also am wertvollsten, wenn möglichst häufig möglichst viele Menschen auf chemische Waschmittel verzichten. Und wenn, dass im Idealfall auf regionaler oder nationaler Ebene, umweltschonende Alternativen gefunden würden.

Außerdem helfen wir am allermeisten, wenn wir unser Waschverhalten selbst kontrollieren: Weniger häufig mit der Waschmaschine waschen und Waschgänge mit niedrigen Temperaturen wählen, wirke sich zum Beispiel vor vielen anderen Maßnahmen positiv auf die Ökobilanz aus.*** Zusätzlich könnten wir so häufig wie möglich auf regionale Alternativen und traditionelle Hausmittel umsteigen, und anstatt herkömmlicher Waschmittel, nach einfachen, seifenbasierten Konzentraten suchen.

Was denkst Du über die Alternativen? Hast Du es auch schon ausprobiert?
Lass uns in den Kommentaren davon lesen!

saubere Wäsche mit Waschmittel aus Kastanien

Kastanienblatt

Kastanien sammeln für Waschmittel aus Kastanien

*Quelle: Taz, 2008 (siehe Link).
**Quelle: DW, 2019 (siehe Link).
***Quelle: Taz 2017 (siehe Link).

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2 Kommentare

  1. martin sellin

    Sehr geehrtes Team, ich bin Allergiker und ein Bewunderer der Natur. Diese zu schützen, was mein Haushalt betrifft, sehe ich als wichtig an. Man sucht natürliche Alternativen zur Chemieindustrie und Pharmazie. Wie ich beobachten konnte, ist vieles nicht Umweltschutz, wird aber gut verkauft. Durch Bekanntmachungen von Mitteln, sehe ich immer die Schattenseite, wie Rodung von Wäldern für Kokosfett, seltene Erden ( Akkus für E-Fahrzeuge), Soja (für vegane Nahrung) usw. Es ist nicht leicht, aber schon regionales Einkaufen hilft gg. Transferschäden und Omas alte Rezepte gg. Flecken in Kleidung, alternative Erkältungsmittel und Ideenreichtum, was man alles selbst schaffen kann. Das hr die Schattenseiten aufzeigt, macht Eure Recherche sehr vertrauenswürdig und Euch somit sympathisch.

    1. andrea | treibholzeffekt

      Hejhej lieber Martin,
      wir danken Dir ganz herzlich für Deinen netten Kommentar und Dein tolles Feedback. Das freut uns sehr zu lesen. Ja, uns ist es extrem wichtig die Gefahren von Greenwashing und Lobbyismus im Auge zu behalten, zu erkennen und möglichst alle Perspektiven in Erfahrung zu bringen und zu beleuchten. Das ist tatsächlich nicht immer einfach. Anhand Deiner Beispiele wird auch sehr deutlich, wie vielseitig das für und wider sein kann. Wir versuchen nach bestem Wissen und Gewissen bei uns selbst anzufangen. Immer schön wachsam bleiben =)
      Ganz herzliche Grüße zu Dir aus Hamburg,
      Andrea und Deenyh

Mich interessiert auch immer Deine Meinung. Hinterlass mir gerne einen Kommentar!